Konfliktlösung und Deeskalation
aktualisiert am 31.01.24 von Dr. Ulrike Lux und Dr. Janin Zimmermann Entwicklungs- und Familienpsychologie, Ludwig-Maximilians-Universität München
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Hier finden Sie Antworten auf die folgenden Fragen:
- Wie verhalte ich mich im Konflikt?
- Wie kann ich Konflikte lösen?
- Wie kann ich konflikthafte Situationen deeskalieren?
- Was kann ich tun, wenn der andere Elternteil immer wieder anfängt?
- Kompromisse eingehen oder Grenzen ziehen?
Wie verhalte ich mich im Konflikt?
Personen unterscheiden sich darin, wie sie im Konflikt miteinander kommunizieren und sich verhalten. Für Kinder ist vor allem das Miterleben von destruktiv geführten Konflikten, die häufig vorkommen und nicht gelöst werden, belastend. Es beeinträchtigt ihr Sicherheitsempfinden und ihre Entwicklung. Im Vergleich dazu sind konstruktiv geführte Konflikte von Eltern ein Vorbild, von dem Kinder für die Zukunft lernen können.
Konstruktives Konfliktverhalten
Sich konstruktiv im Konflikt zu verhalten, bedeutet, sachlich und ruhig auf Lösungssuche zu gehen, offen die eigene Sichtweisen dazustellen und gleichzeitig die Haltung des anderen zu akzeptieren.
Destruktives Konfliktverhalten
Destruktives Konfliktverhalten ist geprägt von Kritik und verbale Aggression (z. B. Beleidigungen), Verächtlichkeit und Machtdemonstrationen oder einer starken Verteidigungshaltung, Rückzug und Ignorieren/Mauern. Zwar kann Rückzug in manchen Situationen auch eine sinnvolle Strategie zur Deeskalation von Konflikten sein. Wenn Konflikte jedoch grundsätzlich vermieden werden, kommt man auch zu keiner Lösung.
Test: Welcher Konflikttyp bin ich?
Wenn Sie mehr über ihr Verhalten in Konflikten erfahren möchten, beantworten Sie einfach die folgenden 12 Fragen. Sie bekommen anschließend eine Auswertung.
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Der andere hat aber...
Viele Eltern berichten, dass ihr Verhalten nur eine Reaktion auf den anderen Elternteil ist. Sie haben das Gefühl, sich durchsetzen zu müssen, wenn sie den Eindruck haben, dass der andere im Unrecht ist. Man reagiert automatisch auf eine bestimmte Weise und fühlt sich wie gefangen. Es kann in solchen Situationen notwendig sein, den Fokus wieder auf sich selbst zu lenken: Sie können etwas tun, und Ihr eigenes Verhalten steuern. Wenn Sie immer nur darauf warten, dass der andere Elternteil sein Verhalten ändert, bevor Sie es tun, hören die Konflikte vielleicht nie auf.
Eltern-Tipp
Kinder hilft es schon, wenn sich nur ein Elternteil konstruktiv verhält und die Konflikte nicht weiter verschärft.
Wie kann ich Konflikte lösen?
Konflikte lösen
Tipps, wie man Lösungen findet und Eskalationen vermeidet.
- Suchen Sie das Gespräch mit dem anderen Elternteil, am besten, wenn Sie sich beide etwas beruhigt haben.
- Behalten Sie die gemeinsame Verantwortung für die Kinder als Ziel im Blick.
- Bleiben Sie offen für Alternativen und denken Sie über mögliche Kompromisse nach. Kompromisse sind zwar nicht immer die beste Lösung, jedoch oft gut genug oder besser, als weiterhin zu streiten.
- Konzentrieren Sie sich auf das Finden einer Lösung, nicht darauf, den Schuldigen zu finden.
- Üben Sie ein, in Konfliktsituationen ruhig zu bleiben. Tipps hierzu finden Sie auf der Seite mit Stress umgehen .
- Bleiben Sie sachlich, auch wenn der andere laut wird, und reagieren Sie nicht mit Gegenvorwürfen.
- Unterstellen Sie dem anderen keine bösen Absichten. Sie können davon ausgehen, dass alle Eltern in der Regel das Beste für ihre Kinder wollen.
- Suchen Sie sich Unterstützung bei neutralen Dritten, wie einer Beratungsstelle oder Mediation, wenn sich die Situation nicht verbessert ( Hilfe bei Krise, Trennung & Scheidung ).
Eltern-Tipp
Anleitung für schwierige Gespräche
Hier finden Sie eine Anleitung, wie Sie sich auf schwierig Gespräche mit dem anderen Elternteil vorbereiten können, und Tipps, was Sie tun können, um Lösungen zu finden und Eskalationen zu vermeiden, als PDF zum herunterladen.
Gespräch
Wie kann ich Streit deeskalieren?
Möglichkeiten der Deeskalation
Wenn Konflikte bereits eskaliert sind, gibt es trotzdem noch einige Dinge, die Sie tun können - auch unabhängig davon, wie sich der andere verhält. Kindern tut es auch gut, wenn nur ein Elternteil versucht, die Situation zu verbessern. Im Folgenden finden Sie eine Liste von Dingen, die Sie selbst tun können, um die Situation im Gespräch zu deeskalieren:
Deeskalation in Worten
Zuhören
Oft möchte man in Auseinandersetzungen schnell reagieren, ist dadurch aber mehr mit der Formulierung der Antwort beschäftigt als mit dem Zuhören. Zuhören ist jedoch wichtig, um die Perspektive des anderen zu verstehen.
Nachfragen und Verstehen statt Interpretieren und Urteilen
Die Aussagen des anderen Elternteils werden häufig vor dem Hintergrund früherer negativer Erfahrungen und Verletzungen interpretiert. Fragen Sie stattdessen nach, wie bestimmte Dinge gemeint sind, und hören Sie mit dem Sachohr statt mit dem Beziehungsohr hin ( Kommunikation mit dem anderen Elternteil )
Ausreden lassen
Häufig beschleunigen sich Auseinandersetzungen dadurch, dass man sehr schnell aufeinander reagiert und sich gegenseitig ins Wort fällt. Warten Sie ab und verlangsamen Sie so den Konflikt.
Verantwortung übernehmen und sich entschuldigen
Kein Mensch ist perfekt. Fehler einzuräumen und dafür gerade zu stehen, zeigt Stärke und schafft Vertrauen.
Ich-Botschaften
Sprechen Sie in konflikthaften Situationen über sich und die eigenen, konkreten Beobachtungen, Wünsche und Bedürfnisse, statt dem anderen Vorwürfe zu machen.
Gemeinsamkeiten betonen
Natürlich gibt es viele Unterschiede zwischen Ihnen und dem anderen Elternteil. Auf der Suche nach guten Lösungen kann es aber sinnvoll sein, Gemeinsamkeiten oder das Ziel, dass es Ihren Kindern gut geht, anzusprechen.
Sprechen Sie das Problem an, statt die Person ansich anzugreifen
Häufig wird Kritik auf die gesamte Person bezogen, z. B. „Du bist ein unpünktlicher Mensch“, obwohl es um eine konkrete Situation geht. Kritisieren Sie deshalb immer ein bestimmtes Verhalten: „Dass du gestern nicht pünktlich gekommen bist, war schwierig für unsere Tochter“.
Deeskalation in Taten
Wertschätzung
Auch wenn Sie die guten Seiten beim anderen Elternteil gerade nicht sehen können, es gibt sie. Versuchen Sie sich an gute Eigenschaften, ob damals oder heute, zu erinnern und sprechen Sie auch Beispiel an, die gut verlaufen sind. Dies stärkt die gemeinsame Basis für Sie beide als Eltern Ihrer Kinder.
Aushalten von Spannungen, Toleranz für gegensätzliche Meinungen und Verhaltensweisen
Nicht alle Menschen sind gleich, auch wenn Sie es sich wünschen, dass der andere Elternteil Ihnen in der Erziehung etwas ähnlicher wäre. Eine gewisse Toleranz dafür, dass der andere Elternteil die Dinge anders handhabt als Sie, ist notwendig, um gute Lösungen zu finden. Sie müssen nicht immer einer Meinung sein!
Respekt und höfliche Umgangsformen
Pflegen Sie einen sachlichen Umgang mit dem anderen Elternteil, z. B. wie bei einem unliebsamen Kollegen oder einer fordernden Chefin, mit denen Sie aber zusammenarbeiten müssen. Bleiben Sie höflich und respektvoll!
Kleine praktische Schritte
Auch kleine Dinge in eine neue Richtung zu lenken, kann positiv sein, und gibt ein gutes Gefühl für den nächsten Schritt. Nehmen Sie sich nicht gleich das schwierigste Thema zuerst vor!
Sicheren Rahmen schaffen
Wenn Sie ein Problem ansprechen wollen, schaffen Sie sichere Rahmenbedingungen für ein solches Gespräch. Vermeiden Sie es, Konfliktthemen in Gegenwart Ihrer Kinder anzusprechen oder in einer Situation, in der es hektisch ist und Sie beide zu wenig Zeit haben (z. B. Abholsituation).
Vertrauensbildende Maßnahmen
Schaffen Sie bei Aspekten, in denen es Ihnen möglich ist, Vertrauen, indem Sie auf den anderen zugehen und sich kompromissbereit zeigen. Dies schafft eine gute Basis auch für schwierige Situationen.
Verhandlungsmöglichkeiten suchen
Manchmal kann es in konflikthaften Situationen sinnvoll sein, zu verhandeln, z. B. indem Sie anbieten, im Ausgleich bei einem anderen Thema, bei dem sie sich nicht einig sind, nachzugeben. In den meisten Fällen ist ein solcher Ausgleich besser als der ewige Streit.
Regeln und Strukturen vereinbaren
Oft entstehen Missverständnisse, wenn viele Dinge nicht geregelt sind aber voneinander erwartet werden. Hier lohnt es sich, Rahmenbedingungen und Regeln zu vereinbaren, an die sich beide halten.
Privatsphäre des anderen akzeptieren
Nach der Beziehung müssen Eltern ihre Rolle für die Zusammenarbeit neu gestalten ( Zusammenarbeit mit dem anderen Elternteil ). Dies ist durchaus mit Herausforderungen verbunden. Jedoch wirkt die neue Distanz nach der Trennung häufig auch beruhigend auf Konflikte. Achten Sie die Privatsphäre des anderen Elternteils und erwarten Sie dies auch umgekehrt!
Was kann ich tun, wenn der andere Elternteil immer wieder anfängt?
Ich bemühe mich um Frieden, aber der andere fängt immer wieder an...
Sie wird sich nie ändern...
Ich kann machen, was ich will....
Den Eindruck, dass man selbst vieles versucht, aber der andere Elternteil sich keine Mühe gibt, Konflikte zu vermeiden oder an vielem Schuld trägt, was gerade falsch läuft, haben viele Eltern. Solche Aussagen wie hier hört man immer wieder von getrennten Eltern im Konflikt – manchmal sogar von beiden Elternteilen! Häufig verbirgt sich dahinter das Gefühl, den Ereignissen und damit dem anderen Elternteil hilflos ausgeliefert zu sein, und nichts dagegen tun zu können. Dies ist jedoch falsch! Sie geben damit dem anderen Elternteil unnötig viel Macht über Ihr Leben und Ihre Emotionen nach der Trennung. Anstatt nur darauf zu schauen, was der andere Elternteil falsch macht, sollten Sie sich Ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten vergegenwärtigen.
Machen Sie den ersten Schritt und beachten Sie die folgenden drei Punkte:
Kompromisse schließen oder Grenzen ziehen?
Wenn die Streitigkeiten nicht aufhören...
Nicht immer ist es möglich, Konflikte zu lösen, und auch Bemühungen um Deeskalation sind nicht immer erfolgreich. Wenn Unstimmigkeiten immer wiederkehren, reicht es manchmal nicht mehr, wenn Eltern versuchen, ihre Streitigkeiten alleine beizulegen. Manchmal sind diese Versuche sogar kontraproduktiv. Stattdessen sollten sie sich, wenn sie alleine nicht mehr weiterkommen, einen sicheren und möglichst begleiteten Gesprächsrahmen suchen, z. B. in einer Beratungsstelle oder bei einer Mediation.
Wenn Kompromisse über die eigenen Grenzen gehen …
Auch bei einseitigen Kompromissen, die über die eigenen Grenzen gehen, ist Vorsicht geboten. Das Ziel der gemeinsamen Erziehung nach einer Trennung sollte immer sein, Lösungen zu finden, mit denen beide Elternteile leben können. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie sich fragen, warum. Ist es wirklich allein Ihr Ärger? Werden Ihre Grenzen verletzt oder geht die Lösung auf Kosten des Wohlergehens Ihrer Kinder?
Gehen Sie auf Spurensuche!
Wenn Sie klare Warnsignale wie Handgreiflichkeiten oder Drohungen des anderen Elternteils erkennen, sollten Sie eine deutliche Grenze ziehen. Aber auch bei weniger sichtbaren Zeichen sollten Sie Stopp sagen, etwa wenn die Kinder in die elterlichen Konflikte hineingezogen werden oder der andere Elternteil Vorschläge macht, die die Beziehung zu Ihren Kindern beeinträchtigt. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie Ihrem komischen Gefühl trauen können, holen Sie sich Rat von Personen ein, die Ihnen die Wahrheit sagen würden, auch wenn es unangenehm ist. Auch neutrale Personen, wie Fachkräfte aus Beratungsstellen oder dem Jugendamt, können hilfreiche Unterstützung bieten ( Hilfe bei Krise, Trennung & Scheidung ).
Grenzen ziehen
Nachgeben um des lieben Friedens Willen ist nicht immer die beste Lösung. Manchmal kann es notwendig sein, Nein zu sagen, und für die eigene Meinung einzustehen.
Quellen und Links
Mehr zum Thema
Hier finden Sie Informationen zu Quellen der Inhalte dieser Seite.
Quellen
Cahn, D. D. & Abigail, R. A. (2013). Managing Conflict through Communication: Pearson New International Edition (5. Auflage). Pearson custom library. Pearson Education, Limited.
Kommunikation mit dem anderen Elternteil
Wie kann die Kommunikation mit dem anderen Elternteil verbessert werden?
Für Kinder ist es wichtig, dass ihre Eltern nach der Trennung Wege finden, um weiter zusammenzuarbeiten und die Erziehung gemeinsam zu gestalten. Auf der folgenden Seite finden Sie Tipps und Gesprächsregeln, die Ihnen helfen können, sich besser mit dem anderen Elternteil zu verständigen.
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Wie komme ich mit Stress zurecht und sorge gut für mich?
Konflikte eskalieren schneller, wenn man selbst gestresst ist. Erfahren Sie auf der folgenden Seite, wie sie die „Gefühlsachterbahn stoppen“ und sich dadurch in Konfliktsituationen ruhiger verhalten können. Finden Sie heraus, was bei Stress in unserem Körper passiert, und erhalten Sie Tipps zur Selbstfürsorge und Entspannung bei Stress.
Mehr erfahrenNichtendende Konflikte
Was kann man tun, wenn die Konflikte mit dem anderen Elternteil nicht enden wollen?
Setzen sich Konflikte nach der Trennung weiterhin lange Zeit fort, ist dies mit erheblichen emotionalen Belastungen für die Eltern und die Kinder verbunden. Erfahren Sie auf der folgenden Seite, was Sie tun können, um einen Weg aus den Konflikten zu finden und wie Sie ihre Kinder vor den Konflikten schützen können.
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