Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells

ak­tua­li­siert am 31.01.24   von Dr. Ul­ri­ke Lux und Dr. Ja­nin Zim­mer­mann    Ent­wick­lungs- und Fa­mi­li­en­psy­cho­lo­gie, Lud­wig-Ma­xi­mi­lians-Uni­ver­si­tät Mün­chen

Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Fair trennen und gemeinsam erziehen" steht. Gezeigt wird eine Familie in Halbfrontalansicht. Mutter und Vater blicken mit sorgenvoller Mimik, ihr Sohn im Vordergrund zeigt einen traurigen Gesichtsausdruck.
Was er­war­tet Sie auf die­ser Sei­te?

Hier fin­den Sie An­wor­ten auf die fol­gen­den Fra­gen:


  1. Welche Betreuungsmodelle gibt es?
  2. Welche Kriterien spielen bei der Wahl eines Betreuungsmodells eine Rolle?

Welche Betreuungsmodelle gibt es?

Al­le El­tern müs­sen sich nach ei­ner Tren­nung ent­schei­den, wie sie die Be­treu­ung ih­rer Kin­der in Zu­kunft auf­tei­len wol­len. Es gibt ver­schie­de­ne Mo­del­le, wie El­tern die ge­mein­sa­me Be­treu­ung ge­stal­ten kön­nen. Die­se be­zeich­net man als Re­si­denz­mo­dell, Wech­selm­odell und Nest­mo­dell.

 

Vi­deo 1: Vier Fa­mi­li­en - Drei Be­treu­ungs­mo­del­le
In die­sem Vi­deo er­fah­ren Sie, wel­che Be­treu­ungs­mo­del­le es gibt.

 


Vier Fa­mi­li­en - Drei Be­treu­ungs­mo­del­le
Das Ehe­paar Mül­ler-Ros­si hat sich ge­trennt. Sie ste­hen nun vor der Fra­ge, wie sie ab so­fort die Be­treu­ung ih­res ge­mein­sa­men Kin­des To­ni re­geln wol­len.
Da­mit sie sich gut ent­schei­den kön­nen, er­kun­di­gen sie sich bei drei an­de­ren Tren­nungs­fa­mi­li­en, wie die­se das ma­chen.
Als ers­tes spre­chen sie mit Fa­mi­lie Jo­nes. Sa­rah Jo­nes er­zählt, dass sie und ih­re Ex-Frau Kim ih­ren Sohn Ja­son im so­ge­nann­ten Wech­selm­odell be­treu­en. Er ist im­mer im Wech­sel mal ei­ne Wo­che bei ihr oder bei Kim.
Wie oft Kin­der zwi­schen den El­tern hin- und her­wech­seln, re­gelt je­de Fa­mi­lie un­ter­schied­lich. Vie­le Fa­mi­li­en ent­schei­den sich für einen wö­chent­li­chen Wech­sel.
Als nächs­tes spricht Fa­mi­lie Mül­ler-Ros­si mit Fa­mi­lie Aba­di. Frau Aba­di er­zählt, dass sie sich für das Re­si­denz­mo­dell ent­schie­den ha­ben.
Ih­re Kin­der Amir und Yas­min woh­nen haupt­säch­lich bei ihr und se­hen ih­ren Pa­pa al­le zwei Wo­chen am Wo­chen­en­de.
Der we­sent­li­che Un­ter­schied zum Wech­selm­odell ist, dass die Kin­der die meis­te Zeit bei ei­nem El­tern­teil le­ben und den an­de­ren El­tern­teil re­gel­mä­ßig be­su­chen.
Na­tür­lich gibt es auch vie­le Ab­stu­fun­gen zwi­schen Re­si­denz- und Wech­selm­odell. Man­che Kin­der ver­brin­gen zum Bei­spiel ein Drit­tel der Zeit beim einen El­tern­teil und zwei Drit­tel beim an­de­ren.
Zu­letzt be­rich­tet Fa­mi­lie To­pic Fa­mi­lie Mül­ler-Ros­si über ihr Nest­mo­dell. Sie er­zäh­len, dass sie seit der Tren­nung so­gar drei Woh­nun­gen ha­ben.
In dem Haus, in dem sie vor der Tren­nung zu­sam­men als Fa­mi­lie ge­wohnt ha­ben, woh­nen ih­re Kin­der Ja­no und Iva auch wei­ter­hin. Sie und der Va­ter woh­nen ab­wech­selnd im Haus, um die Kin­der zu be­treu­en.
Fa­mi­lie Mül­ler-Ros­si hat nun schon­mal einen gu­ten Über­blick be­kom­men, wel­che Mo­del­le es für die Be­treu­ung von Kin­der nach ei­ner Tren­nung gibt. Näm­lich das Wech­selm­odell, das Re­si­denz­mo­dell und das Nest­mo­dell.
Wel­che Vor- und Nach­tei­le die ver­schie­de­nen Be­treu­ungs­mo­del­le für El­tern ha­ben, er­fah­ren Sie im nächs­ten Vi­deo.

 

Icon, das ein weißes Haus mit Personenumrissen auf türkisem Hintergrund zeigt. Symbolisiert wird das Residenzmodell.

Re­si­denz­mo­dell

Beim Re­si­denz­mo­dell lebt das Kind haupt­säch­lich bei ei­nem El­tern­teil, wäh­rend der ge­trennt­le­ben­de El­tern­teil Um­gangs­kon­tak­te mit dem Kind pflegt. Wie häu­fig und in wel­chem Um­fang die Kon­tak­te mit dem an­de­ren El­tern­teil statt­fin­den, un­ter­schei­det sich von Fa­mi­lie zu Fa­mi­lie. Häu­fig über­nach­tet das Kind je­des zwei­te Wo­chen­en­de von Frei­tag bis Sonn­tag beim ge­trennt­le­ben­den El­tern­teil, aber auch sel­te­ne­re Kon­tak­te oder häu­fi­ge­re Über­nach­tun­gen sind mög­lich. Die rest­li­che Zeit hat das Kind sei­nen Le­bens­mit­tel­punkt beim so­ge­nann­ten haupt­be­treu­en­den El­tern­teil. Die­ses Be­treu­ungs­mo­dell kommt in Deutsch­land am häu­figs­ten vor.

Icon, das weiße Wechselpfeile zeigt auf türkisem Hintergrund. Symbolisiert wird das Wechselmodell.

Wech­sel­mo­dell

In der Wis­sen­schaft und in ei­ni­gen an­de­ren Län­dern spricht man häu­fig be­reits von ei­nem Wech­selm­odell, dem so­ge­nann­ten asym­me­tri­schen Wech­selm­odell, wenn das Kind min­des­tens ein Drit­tel der Zeit bei ei­nem El­tern­teil lebt. In Deutsch­land spricht man hier auch vom Re­si­denz­mo­dell mit er­wei­ter­tem Um­gang. Im All­tag von Fa­mi­li­en, in de­nen die El­tern sich die Be­treu­ungs­zei­ten mit­ein­an­der auf­tei­len, sind die Gren­zen zwi­schen dem Re­si­denz­mo­dell und dem Wech­selm­odell flie­ßend. In der ge­setz­li­chen Re­ge­lung des Kin­des­un­ter­halts spie­gelt sich die­ser flie­ßen­de Über­gang al­ler­dings nicht wi­der. Zwar gibt es für das Wech­selm­odell mit glei­chen Be­treu­ungs­zei­ten be­son­de­re Re­ge­lun­gen, er­wei­ter­te Um­gangs­kon­tak­te wer­den je­doch nicht hin­rei­chend be­rück­sich­tigt.

Ein Icon besteht aus einem Vogelnest mit drei Eiern auf türkisem Hintergrund. Symbolisiert wird das Nestmodell.

Nest­mo­dell

Vom Re­si­denz­mo­dell und vom Wech­selm­odell un­ter­schei­det sich das Nest­mo­dell da­durch, dass nicht die Kin­der zwi­schen bei­den El­tern hin- und her­wech­seln, son­dern die El­tern ab­wech­selnd bei den Kin­dern woh­nen. Wie bei ei­ner Vo­gel­fa­mi­lie – da­her der Na­me – blei­ben die Kin­der im­mer am sel­ben Wohn­ort, z. B. in der ehe­ma­li­gen Fa­mi­li­en­woh­nung. Die El­tern „flie­gen“ ein, wech­seln sich al­so in der Be­treu­ung der Kin­der am Wohn­ort der Kin­der ab, ha­ben aber gleich­zei­tig noch einen wei­te­ren Wohn­ort, an dem sie sich auf­hal­ten, wenn der an­de­re El­tern­teil bei den Kin­dern ist. Ob die El­tern sich die Be­treu­ung an­nä­hernd gleich auf­tei­len oder ei­ner der bei­den El­tern hier die Haupt­be­treu­ung über­nimmt, ist durch den Na­men Nest­mo­dell nicht fest­ge­legt.

In der Pra­xis kommt das Nest­mo­dell ins­ge­samt sel­ten vor – meist wird es als Über­gangs­lö­sung ge­lebt, bis die El­tern ei­ne an­de­re Lö­sung für die Be­treu­ung der Kin­der ge­fun­den ha­ben. Für vie­le El­tern ist die Vor­stel­lung ei­nes re­gel­mä­ßi­gen Wech­sels des Le­bens­mit­tel­punkts an­stren­gend. In­ter­essant ist, dass es vie­len Kin­dern im Re­si­denz- oder Wech­selm­odell nicht an­ders geht.

 

Abgebildet werden zwei Eltern und ihre zwei Kinder in der Mitte. Es ist ein größerer Abstand zwischen Eltern und Kindern, der das Nestmodell symbolisieren soll.
 
Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur Um­set­zung des Nest­mo­dells fin­den Sie hier:

MEHR ERFAHREN
Rundes Icon, das für den Inhaltsbereich "Trennung rechtlich durchdenken" steht. Gezeigt werden ein Mann und seine Tochter im Schulalter, die nah beieinander stehend auf ein Waage- und ein Paragraphensymbol blicken.

Im Be­reich „Tren­nung recht­lich durch­den­ken“ fin­den Sie In­for­ma­tio­nen, wel­che recht­li­chen und fi­nan­zi­el­len Fol­gen mit der Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells ver­bun­den sind und wie sich der Um­fang der Mit­be­treu­ung fi­nan­zi­ell aus­wir­ken kann.

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Welche Kriterien spielen bei der Wahl eines Betreuungsmodells eine Rolle?

Vi­deo 2: Vor- und Nach­tei­le aus Sicht der El­tern
Wel­che Vor- und Nach­tei­le die Mo­del­le aus der Sicht von El­tern ha­ben, er­fah­ren Sie in die­sem Vi­deo.

Vier Fa­mi­li­en – Drei Be­treu­ungs­mo­del­le: Vor- und Nach­tei­le aus Sicht der El­tern
Das Ehe­paar Mül­ler-Ros­si hat für die Be­treu­ung von To­ni das Nest-, das Wech­sel- und das Re­si­denz­mo­dell ken­nen­ge­lernt. Nun fra­gen sie die an­de­ren Tren­nungs­fa­mi­li­en nach den Vor- und Nach­tei­len der Mo­del­le.
Zu­erst er­zählt Frau Jo­nes, dass das Wech­selm­odell für sie und ih­re Ex-Frau die per­fek­te Lö­sung war. Sie woll­ten Ja­son mög­lichst viel se­hen, aber auch ge­nug Zeit für ih­re Ar­beit ha­ben.
Au­ßer­dem woh­nen die El­tern nicht weit von­ein­an­der ent­fernt. So müs­sen sie kei­ne wei­ten Stre­cken fah­ren, um Ja­son in die Schu­le, zu Freun­den oder zum Fuß­ball zu fah­ren.
Trotz­dem ist es für Kim auch an­stren­gend. Als El­tern müs­sen sie sich dau­ernd ab­spre­chen und ei­ni­gen. Das ist gar nicht so ein­fach, wenn man kein Paar mehr ist.
Es hilft aber, dass sie sich trotz Tren­nung ver­ste­hen und in Er­zie­hungs­fra­gen grund­sätz­lich über­ein­stim­men.
Da­durch kön­nen sie Un­ter­halts­fra­gen gut mit­ein­an­der klä­ren und die Wün­sche von Ja­son ein­be­zie­hen.
Herr Aba­di er­zählt, dass er un­ter der Wo­che häu­fig Nacht­schicht hat. Es ist für ihn ganz ok, wenn die Kin­der die meis­te Zeit bei ih­rer Mut­ter sind, die nur an zwei Ta­gen in der Wo­che ar­bei­tet.
Er fin­det es zwar scha­de, dass er sei­ne Kin­der nicht häu­fi­ger se­hen kann und viel von ih­rem All­tag ver­passt. Für die El­tern ist das Re­si­denz­mo­dell aber ein­fach am prak­tischs­ten.
Je­der El­tern­teil ver­bringt da­mit so viel Zeit mit Yas­min und Amir, wie mög­lich. Au­ßer­dem ha­ben er und sei­ne Ex-Frau sehr un­ter­schied­li­che An­sich­ten, da ist es gut, dass sie sich nicht so viel ab­spre­chen müs­sen.
Frau To­pic meint, ih­nen war es wich­tig, dass ih­re Kin­der wei­ter­hin im ge­mein­sa­men Haus sein kön­nen, wo sie sich wohl füh­len. Des­we­gen fin­det sie das Nest­mo­dell sehr gut.
We­gen der 3 Haus­hal­te ha­ben sie zwar ho­he Wohn­kos­ten, da­für brau­chen sie für die Kin­der aber kei­ne dop­pel­te Aus­stat­tung oder dop­pel­te Kin­der­zim­mer wie an­de­re Tren­nungs­fa­mi­li­en.
Ob­wohl der Wech­sel zwi­schen den Woh­nun­gen mit mehr Auf­wand für die El­tern ver­bun­den ist, fällt viel Or­ga­ni­sa­ti­ons­auf­wand bei der Be­treu­ung der Kin­der weg.
Wie stark man in Er­zie­hungs­fra­gen über­ein­stimmt, die Be­reit­schaft zu kom­mu­ni­zie­ren, die rä­um­li­che Nä­he und die zeit­li­chen und fi­nan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten bei­der El­tern­tei­le sind wich­ti­ge Punk­te bei der Wahl ei­nes Be­treu­ungs­mo­dells.
Aber auch das Al­ter und, was Kin­der wol­len, ist wich­tig, selbst wenn sie das nicht im­mer ge­nau sa­gen kön­nen.
Im nächs­ten Vi­deo er­fah­ren Sie, wel­che Vor- und Nach­tei­le die Mo­del­le für Kin­der ha­ben.

 

Vi­deo 3: Die Sicht der Kin­der
Er­fah­ren Sie in die­sem Vi­deo mehr zu den Vor- und Nach­tei­len der Mo­del­le aus Sicht der Kin­der.

 

Vier Fa­mi­li­en – Drei Be­treu­ungs­mo­del­le: Die Sicht der Kin­der
Das Ehe­paar Mül­ler-Ros­si hat bis jetzt ei­ni­ges über ver­schie­de­ne Be­treu­ungs­mo­del­le er­fah­ren und sich die Mei­nung von an­de­ren ge­trenn­ten El­tern zu Vor- und Nach­tei­len ein­ge­holt.
Für sie ist es auch be­son­ders wich­tig, ein Mo­dell zu fin­den, mit dem To­ni sich wohl fühlt. Da­her wür­den sie nun ger­ne wis­sen, wie es den an­de­ren Kin­dern da­mit geht.
Ja­son Jo­nes ist 9 Jah­re alt und geht in die 3. Klas­se. Er fin­det es nicht schlimm, dass er je­de Wo­che von ei­nem El­tern­teil zum an­de­ren wech­seln muss, auch wenn das Ruck­sack pa­cken et­was nervt.
Weil die El­tern nicht weit weg von­ein­an­der woh­nen, kann sich Ja­son mit sei­nen Freun­den tref­fen, egal bei wem er ge­ra­de ist. Und er fin­det es auch toll, dass er gleich viel Zeit mit sei­nen El­tern ver­brin­gen kann.
Manch­mal ver­misst er den je­weils an­de­ren El­tern­teil oder är­gert sich, dass er sein ak­tu­el­les Lieb­lings­spiel ver­ges­sen hat. Aber es dau­ert ja nie lan­ge, bis er wie­der wech­selt.
Ach­tung! Be­son­ders Klein­kin­der brau­chen oft noch mehr Rou­ti­nen und Si­cher­heit. Da­her soll­ten El­tern beim Wech­selm­odell ge­nau pla­nen und über­le­gen, wie vie­le Über­nach­tun­gen bei wel­chem El­tern­teil gut für das Kind sind.
Fa­mi­lie Aba­dis Kin­der Amir und Yas­min sind 3 und 6 Jah­re alt. Sie mö­gen es, dass Ma­ma sie im­mer vom Kin­der­gar­ten ab­ho­len kommt und oft nach­mit­tags Zeit hat, mit ih­nen zu spie­len.
Vor al­lem Yas­min ist manch­mal ganz schön trau­rig, dass Pa­pa nicht mehr bei ih­nen wohnt und sie ihn nur je­des zwei­te Wo­chen­en­de sieht.
Des­we­gen ru­fen die Kin­der Pa­pa dann öf­ter an und über­le­gen, was sie beim nächs­ten Mal al­les Schö­nes ma­chen kön­nen.
Die 12-jäh­ri­ge Iva To­pic fin­det es su­per, dass sie durch das Nest­mo­dell nicht im­mer ih­re Sa­chen pa­cken und die Woh­nung wech­seln muss und Ma­ma und Pa­pa trotz­dem re­gel­mä­ßig se­hen kann.
Auch Ja­no fin­det es gut, dass er sei­ne Freun­de se­hen kann, egal ob ge­ra­de „Ma­ma-„ oder „Pa­pa-Wo­che“ ist.
Für Iva ist es ir­gend­wie ko­misch, dass die Ma­ma noch ein an­de­res zu Hau­se hat, das sie gar nicht rich­tig kennt.
Ihr Bru­der Ja­no fin­det das nicht schlimm: Er ist froh, dass er nicht zur neu­en Fa­mi­lie sei­nes Pa­pas muss, son­dern dass er zu ihm kommt.
Ins­ge­samt soll­ten El­tern das Al­ter der Kin­der, ih­re Per­sön­lich­keit und Wün­sche bei der Wahl des rich­ti­gen Be­treu­ungs­mo­dells be­rück­sich­ti­gen.
Wie wird sich Fa­mi­lie Mül­ler-Ros­si nun ent­schei­den? Das er­fah­ren Sie im nächs­ten Vi­deo.

 

Vi­deo 4: Die Ent­schei­dung
Wel­che Kri­te­ri­en Fa­mi­li­en bei ei­ner Ent­schei­dung für ein Mo­dell ein­be­zie­hen kön­nen, wird in die­sem Vi­deo ge­zeigt.

 

Be­treu­ungs­mo­del­le: Die Ent­schei­dung
Herr und Frau Mül­ler-Ros­si kön­nen sich jetzt nach den vie­len In­for­ma­tio­nen über die un­ter­schied­li­chen Be­treu­ungs­mo­del­le Ge­dan­ken ma­chen, wel­ches Mo­dell am Bes­ten zu ih­nen passt. Da­bei spie­len vie­le Fak­to­ren ei­ne Rol­le.
Die ei­ge­ne Wohn­si­tua­ti­on und die Ent­fer­nung zwi­schen bei­den El­tern­tei­len sind wich­tig. Aber auch wie viel bei­de ar­bei­ten, d.h. wie viel Zeit sie für To­ni ha­ben und wie viel Geld ih­nen zur Ver­fü­gung steht, muss be­rück­sich­tigt wer­den.
Herr Mül­ler-Ros­si wohnt seit der Tren­nung in ei­ner Woh­nung, in der To­ni ein ei­ge­nes Zim­mer hät­te. Die Woh­nung ist 20km von der Woh­nung sei­ner Ex-Frau und von To­nis Schu­le ent­fernt, so­dass er ihn meist fah­ren könn­te.
Da bei­de mög­lichst viel Zeit mit To­ni ver­brin­gen wol­len, aber auch be­rufs­tä­tig sind, wä­re ei­ne glei­che Auf­tei­lung der Be­treu­ungs­zei­ten für bei­de ei­ne Ent­las­tung.
Auch wenn sie sich vor der Tren­nung viel ge­strit­ten ha­ben und sich jetzt lie­ber et­was aus dem Weg ge­hen wür­den, für To­ni kön­nen sie sich zu­sam­men­rei­ßen.
In der Er­zie­hung von To­ni wa­ren sie sich ei­gent­lich im­mer in vie­len Punk­ten ei­nig, so­dass sie auch jetzt kei­ne großen Pro­ble­me er­war­ten, wenn sie sich re­gel­mä­ßig mit­ein­an­der ab­stim­men müs­sen.
Bei­den ist es vor al­lem aber wich­tig, dass To­ni sich mit dem Mo­dell wohl­fühlt und so fra­gen sie ihn, was er sich wün­schen wür­de.
Er fän­de es su­per, wenn er bei­de häu­fig se­hen kann und sich nicht ent­schei­den muss, bei wem er lie­ber ist.
Aber die Bus­fahrt zu Pa­pa ist manch­mal schon sehr lang und sei­ne Freun­de kann er dort auch sel­te­ner se­hen.
Nun müs­sen die El­tern al­le In­for­ma­tio­nen ab­wä­gen. Sie wis­sen, dass To­ni bald in die Pu­ber­tät kommt und viel­leicht kei­ne Lust hat, je­de Wo­che sei­nen Ruck­sack zu pa­cken, so wie es im Wech­selm­odell der Fall wä­re.
Aber im Re­si­denz­mo­dell wür­de To­ni mit ei­nem von bei­den we­ni­ger Zeit ver­brin­gen und er könn­te nicht bei­de gleich häu­fig se­hen.
Das Nest­mo­dell kommt für sie nicht in Fra­ge, weil bei­de El­tern­tei­le kei­ne drei Woh­nun­gen be­zah­len kön­nen.
Die El­tern kom­men zum Schluss, dass das Wech­selm­odell zur Zeit am bes­ten zu ih­nen passt. Bei­de kön­nen sich gut vor­stel­len, To­ni häu­fig zu be­treu­en und sich mit­ein­an­der ab­zu­spre­chen, und auch To­ni wünscht es sich.
Die El­tern be­spre­chen da­her mit To­ni, dass er ab so­fort im Wech­sel ei­ne Wo­che bei Ma­ma und die nächs­te bei Pa­pa ver­bringt, um mög­lichst viel Zeit mit bei­den zu ha­ben.
Sie er­klä­ren To­ni, dass er ih­nen aber auch im­mer sa­gen kann, wenn er die Wech­sel nicht mehr so gut fin­det. Das fin­det To­ni su­per!

 

 

Auf die Um­set­zung kommt es an

Kein Be­treu­ungs­mo­dell ist an sich gut oder schlecht für das Wohl­er­ge­hen von Kin­dern – es kommt dar­auf an, wie es ge­lebt wird: Da­mit es Kin­dern gut geht, sind sie dar­auf an­ge­wie­sen, dass sie Si­cher­heit und Sta­bi­li­tät – auch in der Be­zie­hung zu ih­ren El­tern – er­fah­ren. In der Tren­nungs­si­tua­ti­on gilt dies um­so mehr. Das heißt, sie soll­ten sich dar­auf ver­las­sen kön­nen, dass Um­gän­ge wie ge­plant statt­fin­den und Ver­spre­chen ein­ge­hal­ten wer­den. Die­se Pla­nungs­si­cher­heit er­leich­tert auch die Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen den El­tern.

Eben­so wich­tig ist es, dass El­tern es schaf­fen, mög­li­che Kon­flik­te mit dem an­de­ren El­tern­teil und star­ke ne­ga­ti­ve Ge­füh­le ihr bzw. ihm ge­gen­über von den Kin­dern fern­zu­hal­ten und sich bei Be­darf Un­ter­stüt­zung zu su­chen. Nur so ge­lingt es Kin­dern, ei­ne gu­te Be­zie­hung zu bei­den El­tern­tei­len auf­recht­zu­er­hal­ten. Die Be­zie­hun­gen zu ih­ren El­tern sind wich­tig, da­mit sich Kin­der gut ent­wi­ckeln kön­nen.

Ei­ne gu­te Be­zie­hung lässt sich je­doch nicht al­lei­ne da­durch her­stel­len, dass bei­de El­tern gleich viel Zeit mit dem Kind ver­brin­gen; und auch die haupt­säch­li­che Be­treu­ung durch die Mut­ter ga­ran­tiert nicht, dass sich Kin­der po­si­tiv ent­wi­ckeln. Auch hier kommt es dar­auf an, wie das rest­li­che Le­ben und Auf­wach­sen von Kin­dern ge­stal­tet ist.

 

Trennungsfamilie. Der Vater hat eine Sprechblase mit zwei Pfleilen als Symbol für das Wechselmodell, das Kind eine Sprechblase mit einem Haus als Symbol für das Residenzmodell und die Mutter eine Sprechblase mit einem Nest als Symbol für das Nestmodell.

Ein­schät­zungs­hil­fe zur Wahl ei­nes Be­treu­ungs­mo­dells

 

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Kri­te­ri­en für die Ent­schei­dung

Im Fol­gen­den fin­den Sie ei­ne Auf­lis­tung wich­ti­ger Merk­ma­le, die Sie bei Ih­rer Ent­schei­dung in Be­tracht zie­hen kön­nen.
Zu sehen ist eine Kiste mit einem T-Shirt, Teddybären, Fläschchen und Erste-Hilfe-Koffer darin. Davor ein Stapel Münzen und eine Geldbörse. Darüber ein Pfeil mit einem Prozentzeichen, der nach unten zeigt.

Finanz-/Wohnsituation

Für vie­le El­tern ist die Tren­nung da­mit ver­bun­den, dass sie we­ni­ger Geld zur Ver­fü­gung ha­ben, weil sie bei­spiels­wei­se nicht mehr in ei­nem ge­mein­sa­men Haus­halt le­ben. Ob bei­de El­tern die Mög­lich­keit ha­ben, ih­ren Kin­dern nach der Tren­nung nicht nur ein Bett, son­dern bei­spiels­wei­se auch einen Spiel­be­reich, bei Schul­kin­dern einen Schreib­tisch, Klei­dung und Spiel­sa­chen, zur Ver­fü­gung zu stel­len, kann die Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells be­ein­flus­sen.

Beim Wech­selm­odell wä­re es wün­schens­wert, wenn die Kin­der bei bei­den El­tern­tei­len ei­ne sol­che Aus­stat­tung vor­fin­den, im Re­si­denz­mo­dell ver­brin­gen sie den All­tag meist oh­ne­hin nur bei ei­nem El­tern­teil. Beim Nest­mo­dell stellt sich die Si­tua­ti­on an­ders dar: Hier braucht es für die Kin­der nur ei­ne Aus­stat­tung. Hier be­nö­ti­gen je­doch die El­tern je­weils ei­ne zu­sätz­li­che Wohn­mög­lich­keit, was ins­ge­samt hö­he­re fi­nan­zi­el­le Be­las­tun­gen zur Fol­ge ha­ben kann.

Zu sehen ist eine große Euromünze mit jeweils einer Hand darüber und darunter.

Finanzen

Bei der Ent­schei­dung zwi­schen Re­si­denz- und Wech­selm­odell spielt die Di­stanz zwi­schen den Woh­nun­gen der El­tern ei­ne Rol­le. Der fi­nan­zi­el­le und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Auf­wand er­höht sich um­so mehr, je wei­ter bei­de El­tern von­ein­an­der ent­fernt woh­nen. Wenn El­tern sich trotz großer Di­stanz für ein Wech­selm­odell ent­schei­den, müs­sen die Kin­der ent­we­der beim einen oder beim an­de­ren El­tern­teil im All­tag wei­te We­ge zum Kin­der­gar­ten und zur Schu­le auf sich neh­men. Dies kann für die Kin­der auf Dau­er sehr an­stren­gend sein. Zu­dem kann es für die Kin­der schwie­rig sein, mit ih­ren Freun­din­nen und Freun­den Kon­takt zu hal­ten oder an re­gel­mä­ßi­gen Frei­zeit­an­ge­bo­ten teil­zu­neh­men. Es ist so­mit emp­feh­lens­wert, die jet­zi­ge oder zu­künf­ti­ge Woh­nent­fer­nung zwi­schen bei­den El­tern­tei­len bei der Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells ein­zu­be­zie­hen, so­dass die Be­dürf­nis­se ih­rer Kin­der et­wa nach Tref­fen mit Freun­din­nen und Freun­den, Aus­übung von Hob­bies, Zeit zum Ler­nen und Ent­span­nung aus­rei­chend be­rück­sich­tig wer­den kön­nen.

 

Symbolisiert wird die Distanz zwischen zwei Wohnungen, die mit einem durch ein Haus-Icon dargestellt und durch eine gestrichelte Linie voneinander getrennt sind. In der Mitte ist ein Standort-Icon zu sehen.
Mutter, die von zuhause aus arbeitet sitzt am Schreibtisch vor ihrem Laptop. Auf ihrem Schoß sitzt ihre Tochter, die nebenbei etwas malt.

Ho­me Of­fi­ce

Das Wech­selm­odell wird von Fa­mi­li­en häu­fi­ger ge­wählt, wenn bei­de El­tern ei­ner Voll­zeit­tä­tig­keit nach­ge­hen, und eher sel­te­ner, wenn ein oder bei­de El­tern­tei­le häu­fi­ger am Wo­chen­en­de und abends ar­bei­ten müs­sen oder lan­ge We­ge­zei­ten bis zur Ar­beits­stät­te ha­ben. Fle­xi­ble und fa­mi­li­en­freund­li­che Ar­beits­be­din­gun­gen sind al­so ein wich­ti­ger Fak­tor bei der Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells. Es soll­te den El­tern bei­spiels­wei­se mög­lich sein, ihr Kind recht­zei­tig aus dem Kin­der­gar­ten oder der Schu­le ab­zu­ho­len und bei Krank­heit spon­tan ver­füg­bar zu sein. Sind die­se Be­din­gun­gen nicht ge­ge­ben, ist dies mit ei­nem er­höh­ten Or­ga­ni­sa­ti­ons­auf­wand für die El­tern ver­bun­den. Be­son­ders El­tern, die we­ni­ger gut mit­ein­an­der aus­kom­men, soll­ten für den da­mit ein­her­ge­hen­den grö­ße­ren Be­darf an Ab­spra­chen Un­ter­stüt­zung in An­spruch neh­men.

 

Je nach Al­ter ha­ben Kin­der un­ter­schied­li­che Wün­sche und Be­dürf­nis­se. Noch mehr als äl­te­re Kin­der sind Ba­bys und Klein­kin­der auf ei­ne sta­bi­le Um­ge­bung bei ih­ren wich­tigs­ten Be­zugs­per­so­nen an­ge­wie­sen und bau­en die Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern ge­ra­de erst auf. Sie rea­gie­ren sen­si­bel auf Ver­än­de­run­gen und kön­nen vor­über­ge­hen­de Tren­nun­gen von ih­ren Haupt­be­zugs­per­so­nen als be­las­tend er­le­ben. In die­ser Pha­se wird am häu­figs­ten das Re­si­denz­mo­dell ge­wählt. Möch­ten El­tern auch in die­sem Al­ter die Be­treu­ung an­nä­hernd hälf­tig auf­tei­len, ist ei­ne ge­lin­gen­de Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen den El­tern, aber auch ei­ne gu­te Pla­nung be­son­ders wich­tigZusammenarbeit mit dem anderen Elternteil ). Die meis­ten Kin­der, die im Wech­selm­odell le­ben, sind im Kin­der­gar­ten- und Grund­schulal­ter. Sie ha­ben die nö­ti­gen Fä­hig­kei­ten da­zu und sind meist ger­ne be­reit, von ei­nem El­tern­teil zum an­de­ren zu wech­seln, um mög­lichst viel (po­si­ti­ve) Zeit mit bei­den zu ver­brin­gen. Wenn Kin­der ins Ju­gend­al­ter kom­men und Frei­zeit und Freun­des­kreis ei­ne im­mer grö­ße­re Be­deu­tung er­lan­gen, sind sie oft we­ni­ger be­reit, je­de Wo­che ih­ren Ruck­sack zu pa­cken oder lan­ge We­ge zu ih­ren Freun­din­nen und Freun­den auf sich zu neh­men. Kin­der und Ju­gend­li­che soll­ten des­halb nach ih­ren Wün­schen ge­fragt wer­den.

 

Auch wenn die kind­li­chen Wün­sche nur ein Merk­mal un­ter meh­re­ren sind, die für die Ent­schei­dung für ein Be­treu­ungs­mo­dell re­le­vant sind, so ist es wich­tig, ih­re Wün­sche in ei­nem ru­hi­gen Mo­ment zu er­fra­gen und zu be­rück­sich­ti­gen. Ver­ständ­li­cher­wei­se möch­ten Kin­der und Ju­gend­li­che in Ent­schei­dun­gen ein­be­zo­gen wer­den, die zen­tra­le Be­rei­che ih­res Le­bens be­tref­fen. Ge­ra­de bei Fra­gen, wie ein Be­treu­ungs­mo­dell um­ge­setzt wer­den soll, wer wann wo über­nach­tet, wie die Über­ga­ben statt­fin­den oder ähn­li­ches, ha­ben Kin­der und Ju­gend­li­che häu­fig gu­te und krea­ti­ve Ide­en. Wenn sie un­be­ein­flusst ih­re Wün­sche äu­ßern kön­nen, kann dies zu­dem hel­fen, Kon­flik­te zwi­schen den El­tern zu ent­schärf­en.

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Ob und wie El­tern die Ge­sund­heit und mög­li­che Be­las­tun­gen des Wohl­er­ge­hens ih­rer Kin­der in die Ent­schei­dung über das Be­treu­ungs­mo­dell ein­be­zie­hen, ist bis­lang kaum be­kannt. In je­dem Fall soll­ten kind­li­che Per­sön­lich­keits­merk­ma­le und Be­las­tun­gen bei der Ent­schei­dung be­rück­sich­tigt wer­den. Bei oh­ne­hin be­las­te­ten Kin­dern, die mit Ver­än­de­run­gen nicht gut zu­recht­kom­men oder bei Kin­dern mit Ent­wick­lungs­stö­run­gen kann da­her ein Be­treu­ungs­mo­dell mit häu­fi­gen Wech­seln zu­sätz­li­chen Stres­s bei Kin­dern ver­ur­sa­chen.

Gleich­zei­tig hängt das kind­li­che Wohl­be­fin­den auch stark da­von ab, wie die El­tern in be­stimm­ten Be­treu­ungs­mo­del­len ko­ope­rie­ren: Die bis­he­ri­ge For­schung zeigt, dass häu­fi­ge­re Kon­tak­te zum ge­trennt le­ben­den El­tern­teil mit stär­ke­ren Be­las­tun­gen des kind­li­chen Wohl­be­fin­dens ein­her­ge­hen, wenn die El­tern in star­ke Kon­flik­te ver­wi­ckelt sind. Hier ist es not­wen­dig, dass El­tern die Be­wäl­ti­gung be­ste­hen­der Kon­flik­te mit­tels Be­ra­tung oder an­de­rer ge­eig­ne­ter In­ter­ven­tio­nen an­ge­hen, da­mit die Kin­der mit bei­den El­tern­tei­len ei­ne po­si­ti­ve Zeit ver­brin­gen kön­nen.

 

Ein belastetes Kind mit Rücksack, das einen riesigen Faden-Knäuel auf seinen Schultern trägt.

Belastetes Kind

Eine Familie räumt zusammen auf. Die Frau wischt einen Tisch ab, der Vater staubsaugt und das Kind rückt die Kissen auf einem Sessel zurecht.

Ar­beits­tei­lung

Für vie­le Fa­mi­li­en ver­än­dert sich die Si­tua­ti­on nach der Tren­nung sehr. So bie­tet die Tren­nung häu­fig An­lass, noch ein­mal neu zu über­le­gen, wie das ei­ge­ne Le­ben und die Be­zie­hung zu den Kin­dern ge­stal­tet wer­den soll, wenn man nicht mehr mit dem an­de­ren El­tern­teil zu­sam­men ist. Auch wenn hier al­so durch­aus Ver­än­de­run­gen mög­lich sind, be­le­gen bis­he­ri­ge Er­kennt­nis­se aus der For­schung, dass Fa­mi­li­en wahr­schein­li­cher das Wech­selm­odell wäh­len, wenn bei­de El­tern vor der Tren­nung stär­ker in die Be­treu­ung und Er­zie­hung der Kin­der ein­ge­bun­den wa­ren. Häu­fig ist dies dann bes­ser mög­lich, wenn die El­tern un­ter fa­mi­li­en­freund­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen ar­bei­ten und die Ar­beits­tei­lung zwi­schen den El­tern auch vor der Tren­nung eher gleich ver­teilt war. Möch­ten ge­trennt le­ben­de El­tern nach der Tren­nung in­ten­si­ver als vor­her in die Be­treu­ung ein­ge­bun­den sein, ist es nicht nur, aber be­son­ders bei jun­gen Kin­dern wich­tig, dass die­se Ver­än­de­rung gut durch die Haupt­be­treu­ungs­per­son be­glei­tet wird. Auch des­halb ist die Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen El­tern so wich­tig.

 

Die über­wie­gen­de Mehr­heit der El­tern, die ih­re Kin­der im Wech­selm­odell be­treu­en, tauscht sich re­gel­mä­ßig – min­des­tens ein­mal pro Wo­che – über die kind­li­chen Be­lan­ge aus. Sie kom­men ins­ge­samt eher gut mit­ein­an­der aus und ins­be­son­de­re Kon­flik­te über die ge­mein­sa­me Er­zie­hung tre­ten sel­te­ner auf als bei ge­trenn­ten El­tern im Re­si­denz­mo­dell. Zwar gibt es auch Fa­mi­li­en im Wech­selm­odell, bei de­nen El­tern nicht kom­mu­ni­zie­ren und sehr vie­le Kon­flik­te ha­ben, je­doch macht das die Ge­stal­tung ei­ner gleich­wer­ti­gen Be­treu­ung sehr her­aus­for­de­rungs­reich. Möch­te ei­ner oder bei­de El­tern trotz star­ker el­ter­li­cher Kon­flik­te die ge­mein­sa­men Kin­der im Wech­selm­odell be­treu­en, muss es das er­klär­te Ziel sein, die Kon­flik­te zu re­du­zie­ren. Zwar ist ei­ne gu­te El­tern-Kind-Be­zie­hung auch bei solch star­ken Kon­flik­ten zwi­schen den El­tern sehr wert­voll, je­doch kön­nen vie­le Kon­flik­te die po­si­ti­ven Aus­wir­kun­gen ei­ner sol­chen gu­ten El­tern-Kind-Be­zie­hung an­grei­fen.

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Ein gleichgeschlechtliches getrenntes Paar, zwei Frauen, die sich die Hand geben. Zwischen ihnen sind symbolisch für die Kooperation zwei Sprechblasen abgebildet.
Abgebildet ist eine Stieffamilie besteht aus einem Vater mit Sohn und Tochter und einer Mutter mit Tochter. Sie unterhalten sich miteinander.

Mit ei­ner neu­en Part­ner­schaft ver­än­dern sich häu­fig die Be­din­gun­gen des Zu­sam­men­le­bens als Fa­mi­lie, so­dass auch Be­treu­ungs­mo­del­le oft auf den Prüf­stand ge­stellt wer­den. Bis­her gibt es kei­ne ein­heit­li­chen Er­kennt­nis­se aus der For­schung da­zu, ob ein be­stimm­tes Be­treu­ungs­mo­dell häu­fi­ger ge­wählt wird, wenn sich El­tern in ei­ner neu­en Part­ner­schaft be­fin­den, oder ob sich dann die Be­treu­ungs­mo­del­le ver­än­dern. Un­ab­hän­gig vom ge­wähl­ten Mo­dell sind El­tern je­doch häu­fig über­rascht über den nun grö­ße­ren or­ga­ni­sa­to­ri­schen Auf­wand, wenn bei der Re­ge­lung von Fe­ri­en- und Be­treu­ungs­zei­ten die Ar­beits­si­tua­tio­nen von drei oder vier Er­wach­se­nen be­rück­sich­tigt wer­den müs­sen.

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Quellen

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Hier fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu Quel­len der In­hal­te die­ser Sei­te.

Bau­de , A., Pe­ar­son, J., & Dra­peau , S. (2016). Child ad­just­ment in joint phy­si­cal cu­sto­dy ver­sus so­le cu­sto­dy: A me­ta-ana­ly­tic re­view. Jour­nal of Di­vor­ce & Re­mar­ria­ge, 57(5), 338 360.

Det­ten­born, H. & Wal­ter, E. (2022). Fa­mi­li­en­rechts­psy­cho­lo­gie (4., voll­stän­dig über­ar­bei­te­te und er­wei­ter­te Auf­la­ge). UTB: Bd. 8232. UTB; Ernst Rein­hardt Ver­lag. htt­ps://eli­bra­ry.utb.de/doi/book/10.36198/9783838588117 htt­ps://doi.org/10.36198/9783838588117

Mah­rer , N. E., O’Ha­ra, K. L., Sand­ler, I. N., & Wol­chik , S. A. (2018). Does sha­red pa­ren­ting help or hurt child­ren in high con­flict di­vor­ced fa­mi­lies?. Jour­nal of Di­vor­ce & Re­mar­ria­ge, 59(4), 324 347.

Salz­ge­ber, J. (2020). Fa­mi­li­en­psy­cho­lo­gi­sche Gut­ach­ten: Recht­li­che Vor­ga­ben und sach­ver­stän­di­ges Vor­ge­hen (7. Auf­la­ge). C.H. Beck.

Stein­bach, A. & Au­gus­ti­jn, L. (2022). Child­ren's well-being in so­le and joint phy­si­cal cu­sto­dy fa­mi­lies. Jour­nal of Fa­mi­ly Psy­cho­lo­gy, 36(2), 301–311. htt­ps://doi.org/10.1037/fam0000875

Wal­per, S., Ent­leit­ner-Phleps, C. & Lang­mey­er, A. N. (2020). Be­treu­ungs­mo­del­le in Tren­nungs­fa­mi­li­en: Ein Fo­kus auf das Wech­selm­odell. Zeit­schrift für So­zio­lo­gie der Er­zie­hung und So­zia­li­sa­ti­on, 40(1), 62–80.

 

Nest­mo­dell
Für wel­che Fa­mi­li­en ist das Nest­mo­dell ge­eig­net?

Das Nest­mo­dell kann Kin­dern nach der Tren­nung Sta­bi­li­tät bie­ten. Die Um­set­zung ist aber auch mit ei­ni­gen Her­aus­for­de­run­gen ver­bun­den. Er­fah­ren Sie auf der fol­gen­den Sei­te mehr dar­über, wie die Um­set­zung ge­lin­gen kann und für wel­che Fa­mi­li­en sich das Nest­mo­dell be­son­ders eig­net.

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Wün­sche der Kin­der ein­be­zie­hen
Wie kön­nen die Wün­sche der Kin­der bei Ent­schei­dun­gen zu Um­gangs- und Be­treu­ungs­re­ge­lun­gen ein­be­zo­gen wer­den?

Kin­der wol­len bei wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen, die ihr Le­ben be­tref­fen, in der Re­gel ein­be­zo­gen wer­den. Auf der fol­gen­den Sei­te er­fah­ren Sie, wie Sie Ih­re Kin­der bei Ent­schei­dun­gen wie der Wahl der Be­treu­ungs­mo­dells oder der Um­gangs­re­ge­lung ein­be­zie­hen kön­nen, oh­ne sie zu über­for­dern oder Ih­nen das Ge­fühl zu ge­ben, sich zwi­schen den El­tern ent­schei­den zu müs­sen.

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Be­treu­ungs­mo­del­le - Recht­li­che In­for­ma­tio­nen
Wel­che recht­li­chen Aspek­te sind bei der Wahl ei­nes Be­treu­ungs­mo­dells zu be­rück­sich­ti­gen?

Bei der Wahl des Be­treu­ungs­mo­dells soll­ten auch die recht­li­chen und fi­nan­zi­el­len Fol­gen be­rück­sich­tigt wer­den. Auf der fol­gen­den Sei­te er­fah­ren sie, wel­che recht­li­chen Aus­wir­kun­gen mit dem Re­si­denz­mo­dell und dem Wech­selm­odell ver­bun­den sind und wie sich der Um­fang der Mit­be­treu­ung oder des Um­gangs fi­nan­zi­ell aus­wir­ken kann.

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